Keine Angst vor Unbeliebtheit – Nicht alle müssen dich mögen

Yoga gegen AngstNicht alle müssen dich mögen – du brauchst keine Angst davor haben, dich unbeliebt zu machen. Der innere Antreiber: „Alle müssen mich mögen – sonst ist es ganz schlimm“ muss dich nicht beherrschen. Es ist gut, mitfühlend mit Menschen umzugehen. Es ist gut, sich zu zu verhalten, dass du die Bedürfnisse anderer Menschen berücksichtigst. Aber lass dich davon nicht unter Druck setzen – lass dir keine Angst einjagen: Konflikte gehören zum Leben dazu.

Darüber spricht Sukadev in dieser achten unbearbeiteten Niederschrift aus dem Workshop „Angst und Ängste überwinden mit Yoga„:

Und den Minister für Popularität und Beliebtheit könnte man auch sagen – das ist eigentlich kein Minister, sondern ein Staatssekretär und der Staatssekretär ist untergeordnet dem Minister für Liebe. Und tief im Inneren haben wir den tiefen Wunsch, Liebe zu geben, Liebe zu erfahren und mit allen irgendwo Liebe zu spüren. Ist es möglich, Liebe zu allen zu spüren? Ich behaupte, ja. Ist es möglich, konfliktfrei mit allem Menschen zu leben? Nein. Ein Jesus, Inkarnation von Liebe, wurde ans Kreuz genagelt. Buddha, Inkarnation von Mitgefühl, es gab einige Mordanschläge. Nach einer der vielen Buddha-Erzählungen ist er sogar zum Schluss vergiftet worden. Manche sagen aber, es war nur versehentlich. Andere sagen, er war halt achtzig und es war einfach eine Magenverstimmung. Das kann auch passieren. Aber sicher ist, dass er Gegner hatte. Ein Swami Sivananda, vielleicht einer von denen der modernen Zeit, der dieses „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, bear insult, bear injury, trage Schmähungen, Kränkungen, Beleidigungen“ in einem unglaublichen Maße entwickelt hat. Man könnte nicht sagen, dass er Feindesliebe entwickelt hat, nämlich Swami Sivananda hat nie das Gefühl gehabt, dass der Feinde hatte. Er wurde furchtbar kritisiert für vieles, was er gemacht hat. Es fing damit an, in seinem Ashram wurde die Kastentrennung konsequent aufgehoben. Es war ein Mönchskloster und er hat Frauen in den Ashram geholt. Skandal. Also, nicht geholt, sondern aufgenommen. Die dort bleiben wollten, konnten dort lernen. Gut, es ist trotzdem ein Mönchskloster, so dass bis heute dort in dem Ashram selbst die männlichen Swamis überwiegen, aber man hat das zugelassen. Er hat Westler in den Ashram gelassen, er hat Englisch gesprochen. Ein Skandal nach dem anderen. Er hat im Ashram selbst ein Krankenhaus gehabt, wo dann Menschen medizinisch versorgt wurden. In dem heiligen Ashram, die Todkranken und die auch nicht unbedingt spirituell waren. Auch sogar westliche Schulmedizin, Skandal. Traditionelle Gegend und da war jetzt ein Krankenhaus, was nach westlichen Standards OPs durchgeführt hatte, sich später spezialisiert hatte – ausgerechnet ein Männerkloster spezialisiert sich dann auf Frauenkrankheiten. Weil, nachdem es Krankenhäuser in der Gegend gab, die das andere abgedeckt haben, hat der Ashram diese Abteilungen reduziert und dann war halt die Abteilung für Gynäkologie wichtig. Dafür ist er bis heute bekannt. Also, wenn man dort zu den Sprechzeiten kommt, da sind meistens Frauen, die dort hinkommen. Also, ein Skandal nach dem anderen. Aus Liebe, aus Mitgefühl. Und Swami Sivananda hat auch nicht geschimpft über die anderen. Irgendwann mal gab es einen großen Kongress und dort gab es jemanden, der ist aufgestanden und hat dann Swami Sivananda beschimpft, dass er diese klassische indische Spiritualität aufgibt, dass Nicht-Brahmanen dort Lehrer sind, dass Leute die Mantras nicht richtig aussprechen, dass Leute bei Pujas mitwirken, die das nie gelernt hätten und noch eine ganze Menge anderes. Und der Swami Sivananda hat dann gesagt, er möge bitte nach vorne kommen, er sollte vorm Mikrofon sprechen, dass alle Leute das hören. Und die im Ashram, die halt nach der Zeit geguckt haben, haben gesagt: „Wir haben keine Zeit, Meister, dafür.“ Dann hat er gesagt: „Das geht von meiner Redezeit ab.“ Und er hat ihn dann reden lassen. Das ist ein Punkt. Und dann hat Swami Sivananda zum Schluss noch gesagt: „Danke, wir müssen uns immer bewusst sein, wir müssen auch die klassische Spiritualität leben. Und es ist gut, dass es solche Menschen gibt, die klassische Spiritualität leben.“ Oder traditionell, das ist nicht klassisch, sondern traditionell. Denn die Traditionalisten, auch wenn sie häufig Dinge machen, die unsinnig sind, sie helfen auch, etwas anderes zu bewahren. Währenddessen solche Revoluzzer, wie es letztlich Swami Sivananda war, die müssen dann auch aufpassen, dass sie dann nicht zu weit gehen. Und so hat er sich auch selbst immer wieder überprüft, was ist wirklich unabdingbar und was muss da sein, und was kann man ändern. Durch den Einfluss von Swami Sivananda hat sich sehr viel geändert in Indien. Und heute, wenn man heute seine Schriften liest, klingen die zum Teil etwas traditionell. Nur zu seinen Zeiten waren das revolutionäre Sachen. Und Swami Sivananda hatte wirklich alle mit Mitgefühl und Freundlichkeit behandelt, sogar die Kritiker, sogar diejenigen, von denen er fand, dass das, wie sie lehren, nicht das Richtige ist, dass sie eben im Namen von Spiritualität Menschen unterdrücken. Gegen die hat er nicht so sehr geschimpft, er hat sein Ding gemacht, und das hat eine Ausstrahlung gehabt, so dass nachher immer mehr dort ihm gefolgt sind. Aber auch auf ihn wurde ein Mordanschlag verübt. Es wird gesagt, dass es ein Geistesgestörter war, aber mir hat mal jemand im Ashram gesagt, eigentlich war es ein Fanatiker, ein Fundamentalist. Die im Ashram haben das aber heruntergespielt, dass es nicht zu Unruhen kam. Das war ja 1950, das war die Zeit der Hindu-Moslemunruhen und so wie Gandhi von einem Hindufanatiker getötet wurde, so gab es dann auch auf Swami Sivananda einen Mordanschlag von einem Fanatiker. Aber Swami Sivananda oder die Ashramleiter wollten nicht, dass das an die große Glocke kommt, und der hatte schon auch irgendwelche komische Sachen gehabt, wie vermutlich, eigentlich alle Fanatiker sind geistesgestört in meiner Einschätzung, gerade dann, wenn der Fanatismus so weit geht, dass er gewalttätig wird. So war es auch nicht ganz falsch, aber sie haben im Wesentlichen gesagt, es war ein Geistesgestörter. Aber Swami Sivananda hat sich dann vor ihm verneigt – also, er hat mit einer Axt auf ihn eingeschlagen, Swami Sivananda ist auch blutig gewesen. Swami Vishnu, sein Assistent, hat den anderen niedergerungen. Swami Vishnu war ja Hatha Yogi – also, Swami Vishnu, habt ihr hier ein Bild? Also jedenfalls, Schüler von Swami Sivananda, von dem ich selbst gelernt habe. Also, der war der Assistent von Swami Sivananda, er hat den anderen niedergerungen und hat Swami Sivananda das Leben gerettet. Und Swami Sivanandas erste Wort waren: „Vishnu Swamiji, mäßige deinen Zorn.“ Irgendwo war er in Sorge, dass der Swami Vishnu den anderen zu fest anpackt und vielleicht blaue Flecken macht. Gut, und dann wurde die Polizei gerufen und dann ging Swami Sivananda zu dem hin und hatte die Axt mitgebracht und hat gesagt: „Hier hast du die Axt, wenn du willst, kannst du jetzt dein Werk vollenden.“ Und danach, das hat der andere dann nicht gemacht, dann hat der Swami Sivananda der Polizei gesagt: „Bitte, entlasst ihn, ich werde mich um ihn kümmern.“ Und die Polizei hat ihn dann auch tatsächlich entlassen. Das wird im heutigen Indien jetzt natürlich nicht mehr möglich sein, aber dort damals in Rishikesh. Und dann hat Swami Sivananda ihn schon nach Südindien zurück zu seiner Familie fahren lassen, hat aber dann noch jahrelang Briefkontakt gehabt, hat ihn auch transformiert. Also, er hat schon vieles gemacht und hatte dort auch keine Ängste gehabt, wir ihr daraus sehen könnt, trotzdem hat er Gegner gehabt. Und so in diesem Sinne, der Minister für Liebe und Mitgefühl ist da, nur er hat auch den Anspruch, dass immer nur alles schön ist und dass alle harmonisch sind, nur unter Menschen ist keine Dauerharmonie möglich. Wir können es versuchen, soweit wie möglich.

 

Das war also der achteTeil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Raja Yoga und Ayurveda Ratgeber Angst

Yoga gegen AngstRatgeber Angst – dazu entwickelt sich dieser Blog. Heute die Fortsetzung der Raja Yoga Tipps: Siehe Angst als Sprache deiner inneren Minister – und gehe königlich damit um. Hier geht es also weiter mit dem nächsten Teil der unbearbeiteten Niederschriften eines Workshops mit Sukadev. Es geht hier nochmals um die Wertschätzung des Kapha-Prinzips, des inneren Schweinehunds, als Mittel gegen Überforderung, gegen Ängste:

Im Yoga lässt man es sich gutgehen, man legt sich hin, man macht Tiefenentspannung. Natürlich, manche Menschen jetzt, die verzichten auf die Tiefenentspannung und dann sind es nur noch die anstrengenden Asanas, aber klassisches Yoga, Tiefenentspannung dabei und man spürt den Körper. Es gibt jetzt auch Yogarichtungen, stattdessen guckt man die ganze Zeit in einen Spiegel und man vergleicht: „Bin ich genauso gut wie die anderen?“ Man kann inzwischen auch Yoga mit dem vollen Leistungsdruck üben, wie anderes auch. Bei Yoga Vidya gibt es keine Spiegel und wir schauen nicht, ob wir besser sind als andere. Und das ist mit eine der Hauptaufgaben des Yogalehrers, der Yogalehrerin, den Teilnehmer dazu zu bringen, weniger zu gucken. Ich habe vor kurzem mal so ein Buch gelesen von einem Journalisten, das fand ich dann doch erschreckend, wie sehr Anfänger… Er hat irgendwie so beschrieben, seine Anfangszeit Yoga. Ich fand es sehr erschreckend, wie sehr Anfänger doch am Anfang schauen: Sind sie gut genug? Sind sie in der richtigen Ecke? Blamieren sie sich? Was denkt der Yogalehrer, die Yogalehrerin? Wie sind die anderen Cracks usw.? Ich hoffe, dass das bei Yoga Vidya weniger ist als dort, aber selbst wenn es am Anfang so ist, dann bin ich doch überzeugt, dass, wer ein paar Monate zum Yoga Vidya Centrum kommt, geht das verloren und man spürt mehr sich selbst und dann nimmt man auch Kontakt auf und dann macht sich auch ein verschüttet gegangener Minister für Gemütlichkeit auch bemerkbar. Gut, so haben wir diese Minister, die da sind, aber wiederum würde gelten, aber wenn wir jetzt den Minister für Gemütlichkeit zum Premierminister machen oder noch mehr, zum Diktator, und der macht einen Staatsstreich und beherrscht die ganze Szene, das ist wiederum nicht gut. Auch dann kann man zum Depressiven werden oder irgendwann verliert man seinen Arbeitsplatz, vermutlich  verliert man irgendwann seinen Partner, denn der findet das auch nicht gut, dass er ständig alles machen muss und die Kinder finden es auch nicht gut. Wobei ein gesundes Kapha ist auch gut. In Indien gilt Kapha irgendwo, mindestens im Traditionellen, als besonders gut. Es werden mehr von Vata– und Pitta-Störungen gesprochen, weniger von Kapha-Störungen. Und Ayurveda-Ärzte werden sehr viel häufiger Vata-Störungen diagnostizieren als Kapha-Störungen und auch mehr Pitta-Störungen als Kapha-Störungen. Vielleicht auch, weil im Westen das jetzt mehr ist. Zu anderen Zeiten war es vielleicht anders herum. Also, man sollte aufpassen, dass wir diesen Minister nicht zu stark werden lassen. Aber er ist wichtig, aber er sollte nicht der Diktator sein.

Das war also der sechste Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Raja Yoga Ratgeber Angst – Fortsetzung

Yoga gegen AngstDer König und seine Minister – so kannst du deinen Geist umschreiben. Du kannst lernen, dich selbst als König zu etablieren, und alle Anteile, Bedürfnisse, Wünsche etc. als Minister sehen. Alle Emotionen sind Kommunikationsstrategien deiner inneren Minister. So ist auch Angst eine Weise, wie dein Unterbewusstsein mit dir kommuniziert – und dir wertvolle Tipps gibt. Hier also die Fortsetzung der unbearbeiteten Niederschriften des Mitschnitts des Workshops mit Sukadev zum Thema „Überwindung von Ängsten mit Yoga“. Ach ja, Sukadev hat sogar eine sehr freundliche Anregung zum Umgang mit dem inneren Schweinehund:

Was verstehe ich hier unter Minister? Wir haben verschiedenste, man könnte auch sagen, Anteile in uns und die meinen es alle gut und die sind wichtig, aber sie sind nicht absetzbar. Z.B. wir haben einen Justizminister in uns. Der Justizminister oder der Minister für Gerechtigkeit, der findet, das ist ungerecht. Ich habe gestern in Augsburg eher gesprochen – es ging mehr um Ärger und wie man Ärger überwindet. Und morgen ist das nochmal mehr Gelassenheitsthema, sowohl Ängste als auch Ärger. Und sehr viel Ärger kommt aus dem Justizminister, dem Minister für Gerechtigkeit, der sagt: „So hat es zu sein und so darf es nicht sein.“ Der ärgert sich, wenn jemand die Vorfahrt nimmt. Der ärgert sich, wenn jemand sich vordrängt. Der ärgert sich selbst dann, wenn man genügend Zeit hat. Und der ärgert sich über Ungerechtigkeiten usw. Ist es gut, dass wir diesen Justizminister im Inneren haben? Das ist sehr wichtig. Wenn wir den nicht hätten, dann wird man in viele Probleme kommen und die Gesellschaft würde ungerecht sein. Es ist gut, dass Menschen aufbegehren, wenn es ungerecht ist. Und es ist gut, dass man sich einsetzt, dass die Welt ein besserer Ort wird. Und das geht im Kleinen, wie auch im Großen. Nur wenn der Justizminister die Macht an sich reißt, dann ist das nicht so gut. Dann wird der betreffende Mensch unausstehlich für seine Mitmenschen. Man muss auch mal gerade ungerade sein lassen und wenn man zu seinen Kindern nur Justizminister ist, ist nicht gut. Wenn man zu seinem Partner nur Justizminister ist, ist nicht gut. Auch als Führungskraft gegenüber seinen Mitarbeitern, es ist gut, grundsätzlich gerecht zu sein, aber immer ist das nicht gut. So ist es gut, dass es so einen Justizminister gibt. Gut, genauso, es gibt einen anderen Minister, der hat im Deutschen oft den unschönen Namen, den inneren Schweinehund. Und viele Menschen verbringen einen großen Teil ihres Lebens, mit dem zu kämpfen und oft erfolglos. Der innere Schweinehund, man kann ihn auch nennen, ist der Minister für Gemütlichkeit. Der innere Schweinehund, würde man eher sagen, ist ein Staatssekretär vom Minister für Gemütlichkeit. Der hat ja glücklicherweise auch noch andere Ausprägungen. Der ist wichtig, dass wir den haben. Wer keinen ausreichenden inneren Schweinehund hat, der ist hochgradig Burnout gefährdet. In unserer heutigen Gesellschaft noch mehr als vorher. Im Grunde genommen kann man sagen, die, die unter Burnout leiden, die haben nicht genügend inneren Schweinehund. Gut, im Ayurveda würden wir den nennen, Kapha-Prinzip kann sich nicht ausreichend manifestieren. Also, es braucht so jemanden. Ansonsten würde man vielleicht sagen: „Ja, ich stehe jetzt bisher um 06:30 Uhr auf, 05:30 Uhr ist besser.“ Dann hat man eine Stunde mehr Zeit. Dann stellt man fest: „Ja, das geht, also 04:30 Uhr ist noch besser. Und 03:30 Uhr ist am allerbesten.“ Da kann man erstens seine Asanas üben, sein Pranayama üben, seine Meditation üben, man kann kreativ tätig sein, man kann noch joggen in der schönen Morgenluft. Gut, und dann ist man trotzdem noch pünktlich zum Frühstück mit Partner und Kindern und hat dann den ganzen Tag Zeit für die Arbeit. Und dann ist es auch noch gut, abends vielleicht auch noch spät ins Bett zu gehen. Und vielleicht ist dann – man kann sagen, das ist der Minister für Effizienz. Der kriegt dann vielleicht noch einen Partner oder er hat vielleicht noch einen Staatssekretär, der weiß: „Ja, mit ein bisschen Kaffee, ausreichend häufig, klappt das mindestens eine Weile.“ Aber dann meldet sich der Minister für Gemütlichkeit und sagt um 03.30 Uhr morgens: „Bett ist gemütlich, so schön, wir bleiben drin.“ Also, angenommen, ihr habt den nicht ausreichend, wie gesagt, irgendwann kollabiert der Mensch. Und das scheint tatsächlich jetzt auch der Forschungsstand zu sein, nicht jeder Mensch hat Gefahr zum Burnout. Man braucht praktisch eine Mischung aus hohem Anspruchsniveau, innerem Antreiber, zusätzlich äußerer Stress und mangelnder innerer Schweinehund, und all das zusammen kann sich dahin aufschaukeln, dass man ins Burnout rutscht. Kann, muss nicht, aber kann. Also, wenn ihr so jemanden habt, seid dankbar. Wenn ihr ihn nicht so stark habt, dann könnt ihr mal gucken, wo der ist, denn jeder hat den. Vielleicht muss man den mal zum Vorschein bringen und auch dazu hilft ja auch Yoga.

 

Das war also der fünfte Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Ratgeber Angst – Raja Yoga

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Yoga gegen AngstRaja Yoga Ratgeber Angst – darüber spricht Sukadev in diesem 4. Teil der Mitschrift zum Thema „Überwindung von Ängsten und Angst mit Yoga„. Raja Yoga ist der Yoga der Geisteskontrolle, der königliche Yoga. Sukadev gibt dir Tipps, wie du geschickt mir dir selbst umgehst: Etabliere dich als Führungspersönlichkeit, als König. Nimm alle Anteile in dir wahr als Minister, als wohlmeinende Mitarbeiter. Was das heißt? Lies einfach das Folgende – oder höre es dir an… Oben ist die Sound Datei, die Audio Hörsendung, unten der erste Teil der Mitschrift:

Raja Yoga ist auch ein Yoga, der ähnlich hier wie Kundalini Yoga, Ängste auch erst mal positiv deutet. Raja, das Wort heißt ja König. Und Raja Yoga ist der Yoga, wie wir König werden über unser Leben, Herrscher über unser Leben. Und wir werden das – und das ist manchmal ein Missverständnis beim Raja Yoga – nicht, indem wir uns vollständig beherrschen. Angenommen, ihr müsstet euch vollständig beherrschen, das wäre grässlich. Da müsstet ihr sogar überlegen, wann ihr welchen Herzschlag setzt. Also, so viel läuft mehr oder weniger ab und das ist gut so. Und so ähnlich wie ein König… Ich meine, es ist gut, dass es heute keine Könige mehr gibt, die mindestens den Namen verdienen. Es gibt diese repräsentierenden Könige und die sind vielleicht auch ganz schön und gut, aber dieses Erbkönigtum und Kaisertum, was da zum Teil Leute waren, die dort regiert haben, so was bringt keine Demokratie zustande, jemanden an die Spitze eines Staates zu setzen, wie das zum Teil in diesen Erbmonarchien war. Und insbesondere dann, wie die auch dranbleiben, selbst wenn sie dann, sie mögen fünf Jahre oder zehn Jahr gut gewesen sein, wenn sie dann in geistige Umnachtung kommen, dann passiert nichts mehr. In der Demokratie hat man es sehr viel einfacher. Aber auch ein König, selbst ein guter König, selbst der beste König, der wird nicht jeden einzelnen beherrschen, sondern der größte Teil im Land läuft irgendwo seinen Gang. Und er wird auch nicht selbst alle Richtlinien festlegen, sondern dafür hat er die Minister. Und der König muss die Minister gut auswählen und er muss sie geschickt einsetzen. Jetzt, wir selbst haben auch Minister. Jetzt gibt es einen Unterschied zum  normalen Königreich. Der normale König, der hat Minister, die er sich auswählen kann und wenn er sie nicht mehr haben will, dann setzt er sie ab. Wir sind Könige, wir haben Minister, die nicht absetzbar sind.

– Fortsetzung folgt –

Das war also der vierteTeil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Kundalini Yoga Ratgeber Angst

Yoga gegen AngstHeute geht es zum dritten Teil der Niederschrift des Workshops: Überwinden von Ängsten und Angst mit Yoga. Heute geht es um Ratschläge aus dem Kundalini Yoga zum Thema Angst. Grundsatz: Angst ist erst mal etwas Gutes. Angst ist Energieerweckung. Lerne, die Angst zu nutzen, von ihr beflügelt zu werden, statt von ihr überwältigt oder gar gelähmt zu werden. Hier also die Worte von Sukadev, aus der unbearbeiteten Niederschrift:

Also, viele Gründe, aber zuerst mal, bevor ich in viele Sachen hineingehe und natürlich, ich werde es vom Yogastandpunkt aus machen. Es heißt ja auch bewusst: „Ängste überwinden mit Yoga“. Es ist erst mal wichtig, zu verstehen, Angst ist grundsätzlich etwas Gutes. Und da können wir vom Kundalini Yoga gleich beginnen. Ich will nämlich das Ganze Konzept „Mit Yoga Ängste überwinden“, will ich dort angehen anhand der sechs Yogawege oder sechs Yogaarten, die so das Grundgerüst bilden von den Lehren von Yoga Vidya, was wir lehren. Wenn ihr die Yogalehrerausbildung mitmacht oder mitgemacht habt, dann lernt ihr das oder habt es gelernt. Und darauf will ich mich bei diesem Workshop beziehen, praktisch Tipps aus allen sechs Yogawegen recht breit angelegt, so dass jeder ganz sicher etwas finden wird, was ihm hilfreich sein wird. Vielleicht werden auch die meisten irgendwas finden, was für sie nicht hilfreich sein wird, aber die Großartigkeit beim ganzheitlichen Yoga ist ja auch, man sucht sich das aus, was wirkt und probiert das ein oder andere aus. Ich möchte vorher noch die Frage stellen: Wer von euch hat schon die Yoga Vidya Yogalehrerausbildung abgeschlossen?  Wer von euch macht gerade an einer Yoga Vidya Yogalehrerausbildung mit? Wer von euch hat eine andere Yogalehrerausbildung oder macht an einer anderen Ausbildung gerade mit? Wer macht noch keine Yogalehrerausbildung mit und hat auch keine mitgemacht? Euch besonders herzlich willkommen. Wer ist erstmals hier in diesem Zentrum? Für wen ist Yoga sehr neu? Wer war schon mal bei Yoga Vidya Bad Meinberg? Yoga Vidya Westerwald? Yoga Vidya Nordsee? Wer sieht mich heute physisch zum ersten Mal? Mich gibt es ja auch in elektronischer Form, sowohl als Stimme als auch als Bewegtbild. Ich habe jetzt nicht auf Astralerfahrungen gezielt. Es gibt einen ja heute nicht nur im physischen Körper, sondern auch auf verschiedenste Weise im Internet. Gut, dann habe ich so eine kleine Ahnung eures Vorwissen. Also, im Yoga sprechen wir von sechs Yogawegen und ich will erst mal aus dem Kundalini Yoga etwas, wobei ich vom Praktischen her dort nicht zu viel sprechen möchte. Kundalini Yoga würde sagen, Ängste sind eine Form von Prana. Prana heißt Lebensenergie. Angenommen, ihr habt einen anstrengenden Tag gehabt, ihr geht nach Hause und legt euch in euer Bett und plötzlich kommt eine Feuersirene oder irgendjemand sagt: „Feuer!“ Was passiert jetzt? Seid ihr weiter müde? Ihr habt gerade vorher gesagt: „Ich bin müde, ich kann keinen Finger mehr heben.“ In dem Moment, wo… Sofort ist man wach. Und wenn ihr noch dazu hört: „Rauch aus dem Kinderzimmer!“ Dann seid ihr so wach, wie vielleicht noch nie in eurem Leben gewesen. Und in einem solchen Zustand können Menschen weit über sich hinauswachsen. Also, Angst, man kann sagen, ist eine natürliche Weise, plötzlich Prana, Lebensenergie zur Verfügung zu stellen. Plötzlich ist es da. Und das ist etwas sehr Wichtiges. Und das gilt es auch erst mal, anzuerkennen, dass es gut ist, Ängste zu haben. Ich habe irgendwo mal gelesen von einem Menschen, der hat keine Angst. Und der hat ein ausgesprochen kompliziertes Leben. Der muss ständig überlegen und nachdenken, wo andere irgendwo intuitiv reagieren. Natürlich, schon aus Angst wird man nicht auf eine Balustrade von einem Balkon gehen, man wird aus Angst vermeiden, irgendwo zu große Balanceakte zu machen. Die haben das alles nicht. Die können einfach auf einen Fluss zugehen und wenn sie nicht genau aufpassen, sind sie drin. Die normalen Menschen haben die Angst und passen auf. Das erste Wichtige bei „Ängste überwinden“ ist anzuerkennen: „Es ist gut, dass ich Ängste habe.“ Und man kann auch den Ängsten dankbar sein und kann dankbar sein: „Ja, es ist gut, dass sie da sind.“ Aber wenn Ängste zu stark werden, dann ist es nicht so gut. Wenn sie einen beherrschen, ist es auch nicht gut. Aber es ist erst mal gut, dass anzuerkennen: „Ja, Ängste sind etwas Gutes.“ Ich will hier gleich auf einen zweiten Yogaweg eingehen, von dem ich später noch etwas mehr erzählen werde, aber hier, Raja Yoga. Also, Kundalini Yoga ist der Yoga der Energie und sieht alles als Energie. Und Ängste sind Energie und Ängste sind erst mal wichtig, aber wenn die Energie zu viel von Ängsten geprägt ist, dann ist natürlich der Energiekörper unruhig und dann müssen wir was tun, um die Energien wieder ruhig zu bekommen. Und so läuft Kundalini Yoga darauf hinaus, wir schauen, wie wir den Energiekörper in Ruhe bekommen und wir lernen, wie wir die Energien, die aus Ängsten kommen, positiv nutzen, anstatt sie lähmen zu lassen. Und Kundalini Yoga würde dann sogar sagen, jemand, der viele Ängste hat, ist gut, denn der hat viel Prana, das kann man viel transformieren und da kann sich schnell viel positive Energie entwickeln. Also, sollte jemand von euch recht viele Ängste haben, dann freut euch schon mal, ihr könnt mit Yogatechniken zügig daran arbeiten, sehr viel mehr Energie zu haben. Insbesondere, wenn die Ängste noch nicht bis in die Lähmung vollständig gegangen sind, in Depression und Burnout. Dann dauert es ein bisschen länger, geht aber auch.

– Fortsetzung folgt –

Das war also der dritte Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Ratgeber Angst : Sei zufrieden mit dem ausreichend Guten

Yoga gegen AngstHier der zweite Teil der Mitschnittreihe: Angst und Ängste überwinden mit Yoga. Dieses Mal geht es darum: Strebe nach dem ausreichend Guten – statt nach dem Perfekten, mindestens in den meisten Dingen. Hier also der unbearbeitete Mitschnitt des zweiten Teils des Vortrags von Sukadev:
Und ein einfacher Tipp gerade zu Anfang ist, bei Entscheidungen nicht zu versuchen, das Beste zu kriegen, sondern das ausreichend Gute. Das ist in den meisten Fällen gut, wenn man bei den meisten Sachen nicht versucht, das Beste, sondern das ausreichend Gute zu bekommen. Und da braucht man jetzt keine Angst zu haben, dass man nicht das Richtige kriegt. Das ausreichend Gute für neunzig Prozent der Dinge, die man braucht, reicht aus. Und dann, wenn man nachher feststellt, dass es doch etwas Besseres gegeben hat, spielt es keine Rolle, denn man hat das ausreichend Gute. Es gibt ein paar Sachen, wo man sagen würde, nur das Allerbeste, aber bei vielem, das ausreichend Gute ist schon mal gut. Oder noch eine andere Möglichkeit ist schon, das Zweitbeste bewusst zu wählen. Das nimmt viel Stress raus. Wenn man nicht das Beste haben will und nicht das ausreichend Beste, dass man sagt, das Zweitbeste ist auch gut. Und dann gibt es natürlich nicht nur den Zwang, sich zu entscheiden, und nicht nur, dass es dieses wohlige Geborgenheitsgefühl nicht unbedingt so einfach mehr gibt, weil man aus seinen normalen Kontexten immer wieder herausgerissen wird, auch aus dem Firmenkontext herausgerissen wird, aus den Fähigkeiten-Kontext, den man sich dort erarbeitet hat. Es kommt natürlich dazu auch, gesteigerte Anforderungen. Irgendwo Arbeitsverdichtung, wie man sagt, wird immer als Erfolg verkauft. „Es gibt wieder einen Produktivitätsgewinn von zwei Prozent.“ Und den gibt es jedes Jahr. Ich glaube, zwei Prozent ist relativ stabil. Das heißt, der gleiche Mensch muss jedes Jahr zwei Prozent mehr tun. Er kriegt zwar technische Hilfsmittel, aber die Anforderungen werden größer und damit steigt auch der Stress und die Versagensängste dann auch und die Wegrationalisierung geht auch schneller. Und notfalls wird immer gesagt: „Sonst machen es die Chinesen.“ Und natürlich, man hat auch mehr Verantwortung als früher z.B. Und es hilft, das auch mal irgendwo anzuerkennen, dass man gute Gründe hat, ein bisschen ängstlich zu sein. Dann braucht man nicht ängstlich zu sein, dass man ängstlich ist, sondern sagen: „Es gibt gute Gründe, dass ich erst mal ein bisschen ängstlich bin.“ An so vieles hat man jetzt auch höhere Ansprüche indem, was man selbst beeinflussen kann. Z.B. auch Kindererziehung. Heutzutage ist es ja schon eine unglaublich wichtige Entscheidung in dem Geist vieler Menschen: Ab welchem Alter wird das Kind in den Kindergarten gegeben? Und die einen denken: „Wenn ich das Kind nicht in den Kindergarten oder die Kinderkrippe gebe, dann lernt es nicht ausreichend gutes Sozialverhalten, dann wird es nie Führungskraft werden können.“ Einzelkind kommt gleich mit Nachteil in die Welt, also muss es das haben. Oder umgekehrt: „Wenn ich mein Kind in die Krippe gebe, dann verliert es das Urvertrauen, wird in dieser Welt nur ängstlich sein.“ Also, diese Entscheidung ist dann nicht nur eine praktische Entscheidung, im Sinne, „was ist jetzt für mein Kind gut und für mich gut“, denn auch wenn es den Eltern gut geht, geht es dem Kind auch gut, Eltern müssen sich das auch bewusst machen. Manchmal das Wertvollste, was Eltern für das Kind machen können, ist dafür zu sorgen, dass es ihnen selbst gut geht und dann wird das Kind sehr viel mehr mit Vertrauen aufwachsen als wenn die Eltern ständig überlegen: „Was ist für das Kind das Allerbeste oder in welchen Kindergarten, in welche Grundschule?“ Zum Teil: „Wo muss ich hinziehen?“ Also viele Ängste. Oder auch in der Partnerschaftsbeziehung so viel auch, was man falsch machen kann, so viele Ratgeber, die es dort alles gibt. Und so viel, was man erwartet und so viel, was man hofft. Eigentlich eine Partnerschaftsbeziehung, wo man sagt, es sollte eine schöne Sache sein, wo man sich gegenseitig stützt, für manche Menschen ist da eine Quelle für Versagensängsten. Glücklicherweise scheint doch die Mehrheit der Menschen mit ihrer Partnerschaftsbeziehung sehr zufrieden zu sein. Ich habe vor kurzem eine Umfrage gelesen, die zeigt, es ist doch eher eine Quelle für Wohlbefinden für die große Mehrheit, irgendwie achtzig Prozent. Was aber umgekehrt heißt, für zwanzig Prozent eben nicht im jetzigen Stadium.

(Fortsetzung folgt)

Das war also der zweiteTeil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links:

 

Neue Reihe: Angst und Ängste überwinden

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Yoga gegen AngstAb heute beginnt eine Reihe von Beiträgen zum Thema Angst und ihre Überwindung. Eigentlich müsste man sagen: Eine Vortragsreihe zum Thema: Umgang mit Angst und Ängsten. Diese Reihe sind unbearbeitete Mitschnitte aus einem Workshop, den Sukadev Bretz gegeben hat die der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Dieser Workshop hatte das Thema: Überwindung von Ängsten. Wie oben gesagt: Diese Vortragsreihe ist unbearbeitet. Während des Workshops zum Thema Ängste wurde alles mit einem mp3 Aufnahmegerät mitgeschnitten. Anschließend hat jemand diese Aufnahme transkribiert, d.h. niedergeschrieben. Es wurden (fast) keine Bearbeitungen vorgenommen. So sind diese Vorträge sehr lebendig: Du bist fast im Workshop gegenwärtig. Und um das Ganze besonders inspirierend zu machen, erhältst du außerdem die dazugehörigen mp3 Dateien auch dazu… So kannst du mitlesen, und mithören. Also: Wenn du liest, stelle dir vor: Du bist in einem Yoga Zentrum. Ein kleiner Raum, etwa 60 Teilnehmer sitzen dort. Sukadev sitzt vorne auf einem Stuhl. Er schaut in die Menge – und dann geht es lost… Ach ja: Wer ist überhaupt Sukadev? Sukadev ist Gründer und Leiter von Yoga Vidya. Daher wird in dieser Vortrags-Reihe auch besonders von Yoga Tipps gegen Ängste die Rede sein…

Angst und Ängste überwinden, Teil 1: Kundalini Yoga

Om Namah Shivaya – auf Deutsch übersetzt „Grüß Gott“. Ich freue mich, hier zu sein, hier bei Yoga Vidya München-Unterhaching. Und ich freue mich, hier zu sein in diesem Centrum hier. Ich freue mich auch, dass es nach München ein bisschen weiter zieht, obgleich, so weit weg ist es ja gar nicht von hier. Es ist also der Teil von München, der hier relativ nah ist. Ich habe ja auch einige Jahre in München verbracht. Und irgendwo, als ich heute im Zug war und alle Leute haben dort bayerisch gesprochen, irgendwie war das so ein kleines Nachhause kommen, denn letztlich, mein Yogabeginn war eben in München gewesen. Und so ist es auch ein gewisses Nachhause kommen, immer wieder hier her in die Münchner Umgebung zu kommen. Das Thema dieses Workshops ist „Ängste überwinden“ mit Yoga. Und Ängste gehören so zu den zwei Erkrankungen, wenn man es so sagen kann, die immer weiter fortschreiten. Und Ängste gehören aber nicht nur zu dem Thema der Erkrankungen, sondern Ängste gehören zum Menschsein an sich. Aber zunächst mal, die psychischen Erkrankungen nehmen ja insgesamt stark zu in den letzten zwanzig Jahren. Inzwischen haben die Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen den Rückenproblemen den Rang abgelaufen. Rückenprobleme werden tatsächlich weniger, auch deshalb, weil sich die Empfehlungen der Ärzte dort geändert haben. Früher hieß Rückenprobleme, schonen, heute heißt Rückenprobleme, Bewegung, Tun, und inzwischen zum Tun kann natürlich auch Krafttraining gehören, kann Krankengymnastik gehören, aber es gibt etwas, was am besten ist gegen Rückenprobleme – Yoga. Yoga hat nämlich den großen Vorteil, nicht nur hat es sich in vielen empirischen Studien als besser erwiesen, überlegen erwiesen gegenüber Krafttraining und Physiotherapie. Yoga hat noch den großen Vorteil, es macht auch Spaß. Es gibt kaum jemanden, der Krankengymnastik längere Zeit macht. Ich weiß, wovon ich spreche, ich stamme aus einer Familie, die alle Rückenprobleme hatten, und der Teil, der kein Yoga übt, auch hat, eigentlich ausnahmslos. Und als Jugendlicher bin ich auch in die Krankengymnastik geschickt worden und so nett die waren und so sehr unsere Krankengymnastin probiert hat, uns zum Üben zu motivieren. Dagegen, kurz danach habe ich mit Yoga begonnen und innerhalb von kurzer Zeit sind meine Rückenprobleme verschwunden und ich hatte kein Motivationsproblem, Yoga zu üben, sondern es fühlt sich einfach gut an, man hat gleich Prana und Energie und es ist zusätzlich gut. Und natürlich, Rückenprobleme sind eine breite Sache, man muss auch Asanas manchmal anpassen und manchmal braucht man auch nochmal zusätzliche Hilfe. Yoga ist jetzt nicht der Stein der Weisen, einmal machen und sofort alle Probleme verschwinden. Menschsein ist komplex und wie wir hier sehr drastisch vor Augen geführt bekommen, das ist so, wie wir physisch enden. Ich war gestern in Augsburg in ein paar Kirchen gewesen und da gab es auch so einige Kirchen oder eine Kirche vor allem, wo dort das Skelett so dargestellt wurde. Ich weiß natürlich, es ist hier aus Lehrgründen, pädagogischen Gründen, das gehört zum Teil der Yogalehrerausbildung dazu, aber es hat auch was Schönes, direkt neben dem Altar das Skelett zu haben. So bekommen wir alle vor Augen geführt, auf der physischen Ebene endet das Leben irgendwann so. Aber daneben findet ihr alle möglichen anderen Symbole, die stehen dafür, auf einer anderen Ebene endet das Leben eben nicht. Gut, und so gibt es einiges, was die Medizin inzwischen weiß und im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, bzgl. Rückenprobleme, alles, was Yoga immer schon empfohlen hat, ist gut, Atemübungen sind gut, Körperübungen sind gut, Meditation ist gut, Tiefenentspannung ist gut, gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, ist gut. Und damit sind wir auch bei Ängsten. Heute weiß man, dass viele Rückenprobleme auch mit Ängsten zusammenhängen und auch hier gibt es vieles, was man heute weiß und es läuft eigentlich darauf hinaus, die Empfehlungen, die die Yogis seit Jahrtausenden gemacht haben, werden immer wieder neu und aktuell. Heutzutage sind eben die psychischen Erkrankungen mehr Gründe für Frühverrentungen und Fehltage als die Rückenprobleme, insbesondere die Langfristerkrankungen sind eben die psychischen Erkrankungen und das sind entweder die Depression oder Ängste. Depression führt zu längeren Fehlzeiten als Ängste, mit Ängsten kann man längere Zeit bleiben, bis vielleicht die Ängste in Burnout und Depression münden und dann auch zu Erkrankungen führen. Aber Ängste sind eben nicht nur Erkrankung, wie auch depressive Gemütszustände eben nicht nur Erkrankungen sind, sondern auch zum Menschsein dazugehören und letztlich auch wichtig sind für das Menschsein. Und es wird jetzt nicht in dem Workshop darum gehen, dass ihr ab morgen keine Ängste mehr habt. Es wird auch nicht darum gehen, dass ich euch Tipps gebe, so dass, wenn ihr die umsetzt, ihr in sechs Monaten nie mehr irgendwelche Ängste habt, sondern es geht mehr darum, zu lernen, umzugehen mit Ängsten und tatsächlich ein Übermaß an Ängsten überwinden zu können, und immer dann Ängste überwinden zu können, wenn es auch sinnvoll ist. Man kann sich fragen, warum heute in dieser Zeit die Ängste zunehmen, wo wir doch auf der einen Seite weniger existentielle Probleme haben wie früher. Also, wir brauchen keine Angst zu haben, dass jetzt marodierende Banden kommen und das ganze Dorf niederbrennen, was durchaus im Mittelalter was Normales war, was im Dreißigjährigen Krieg war. Wir brauchen keine Angst haben, dass jetzt Flugzeuge kommen und Bomben abwerfen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir nicht über den Winter kommen, dass wir nicht genügend Vorräte gesammelt haben und dass die Familie verhungert, wie es im alten Germanien war, mindestens ist es so eine Behauptung von Historikern, dass dort in jedem fünften bis zehnten Winter, wenn eine schlechte Ernte war, ist bis zu einem Viertel der Germanen hungers gestorben, bevor die nächste Ernte eingefahren werden konnte. Also, diese existentiellen Probleme haben wir nicht in dieser großen Bandbreite. Aber wir haben jetzt vielleicht weniger die ganz großen Probleme, aber wir haben viel mehr kleine Herausforderungen. Es fängt schon an, dass viele Menschen die Herausforderung haben: „Wo soll ich wohnen?“ Menschen ziehen um. Früher war klar, in dem Dorf, wo man geboren war, ist man auch geblieben und irgendwann gestorben. Das war für die ganz große Mehrheit so. Auch, früher hat man nichts zu sagen gehabt, wen man heiratet, da haben die Eltern schon dafür gesorgt. Gut, vielleicht haben die dann ein bisschen Stress gehabt, aber die haben es sich auch gar nicht so schwer gemacht, muss halt von der Schicht und Einkommen irgendwie passen. Heute gibt es dort sehr viel mehr. Die wenigsten sind in dem Ort, wo sie geboren sind. Die wenigsten haben den Beruf der Eltern. Die wenigsten machen den Beruf, den sie gelernt haben und wenn sie den Beruf gelernt haben, in dem sie jetzt arbeiten, machen sie selten das, was sie gelernt haben, inzwischen ist es ganz anders. Also, ständig Entscheidungen muss man treffen. Wir haben so viele Möglichkeiten, so viel Auswahl und das ist ja auch toll, das ist ja auch die Schönheit der heutigen Zeit. Und das ist jetzt auch auf spirituellem Gebiet so. Früher war es klar, wenn man sich spirituell entwickeln wollte hier in der Gegend, hieß, katholisch. Jetzt gibt es alle möglichen, auch schon von christlichen Kirchen. Dadurch, dass immer mehr einwandern gerade hier in dieser Gegend um München, gibt es eben nicht nur Katholiken, es gibt die Evangelischen, es gibt die Reformierten, es gibt Buddhisten und es gibt Yogis und es gibt Sufis und es gibt Schamanen und es gibt noch tausend andere. Ich war vor ein paar Monaten auf dem Rainbow Spirit Festival, wo sie für alles, was in München ist – vielleicht nicht alles, aber doch viel – vorgestellt hat. Und selbst wenn man Yoga übt, dann gibt es… Wie viele Yogacentren gibt es jetzt in der Münchner Gegend? Ein richtig gutes natürlich, aber… Also, wenn ihr euch es einfach machen wollt, kommt einfach zu Yoga Vidya, aber das werden euch die anderen auch sagen und die werden auch ihre guten Gründe haben. Wir haben also viele Möglichkeiten und wenn man viele Möglichkeiten hat, hat man auch immer die Angst, nicht das Richtige gewählt zu haben. „Hätte ich nicht doch eine bessere Wohnung haben können? Hätte ich doch die andere Arbeitsstelle nehmen sollen? Ist das wirklich das Beste aller Yogacentren?“ Das gibt es so diesen Stress in vielerlei Hinsicht. „Ist es das beste Smartphone, das ich habe? Oder das beste Fahrrad?“ Inzwischen fährt man ja einfach nicht nur Fahrrad, sondern auch Fahrradkauf ist ja inzwischen eine Wissenschaft für sich. Und die Kleidung für ein Fahrrad noch mehr. Übrigens auch die richtige Yogamatte zu suchen, ist auch schon schwierig. Als ich angefangen habe, war es einfach. Yogamatte hieß, Handtuch auf den Teppich, fertig. Und wenn es ein Boden war wie hier, dann hieß es: „Bringt Decke und Handtuch mit.“ Gut, heutzutage gibt es ein breites Angebot. Und das hilft auch, erst mal einfach zu erkennen, wir haben viele Möglichkeiten und damit haben wir viele Möglichkeiten zur Entscheidung.

 

Das war also der erste Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links: