Asanas und Samyama gegen Angst und Ängste

Yoga gegen AngstIn diesem Ratgeber Angst Blog geht es weiter mit Hatha Yoga Tipps gegen Ängste. Hier beschreibt Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, einen speziellen Wirkmechanismus, wie Asanas wirken. Es geht besonders um Samyama – die Konzentration auf Körperteile und ihre Wirkung auf die Psyche. Er sieht die uralten Lehren des Patanjali bestätigt durch moderen Psychologie Studien. Hier die unbearbeitete Niederschrift aus einem Workshop mit Sukadev zum Thema:

Das zweite, was Asanas auch machen, indem wir uns auf bestimmte Körperregionen konzentrieren, hat das auch wieder eine Wirkung auf die Psyche. Da spricht auch Patanjali im 3. Kapitel des Yoga Sutras davon, die so genannten Körper-Samyamas. Manche haben die schon gehört, ich habe sie ja eben bei der Wechselatmung auch angesagt. Wenn man sich regelmäßig auf den Bauch konzentriert, dann bekommt man Zugang zu seiner Körperintelligenz. Das heißt auch, man spürt, was der Körper braucht. Und wenn man das in dieser Subtilität schon spürt, dann braucht der Körper nicht manifeste Ängste zu erzeugen. Man spürt schon vorher etwas. Wenn man sich auf sein Herz konzentriert, versteht man sich selbst und andere besser. Also, Samyama auf Rig-Chakra, Rig-Chakra-Samyama führt zum Verstehen der Natur der Psyche. Und zwar seiner eigenen, wenn man sich auf sein eigenes Herz konzentriert, das ist erst mal wichtig, dann fällt es auch leichter, sich auf andere zu konzentrieren. Und wenn man sich selbst von sich selbst verstanden fühlt, ist das auch schon mal etwas Gutes. Und es ist ein liebevolles, freundliches Verständnis. So wie Antoine de Saint-Exupéry gesagt hat: „Nur wer mit dem Herzen sieht, sieht richtig.“ Ich glaube, das sagt der kleine Prinz irgendwo. Und das klingt erst mal schön, aber viele Menschen haben gar keinen Kontakt zu ihrem Herzen. Sie spüren das Herz dann, wenn es vor Angst klopft, oder sie spüren das Herz dann, wenn der Körper eng ist. Oder ich habe mal so eine Hörsendung gehört, Medizinhörsendung von irgendeinem Professor, der besonders sich mit Gesundheit selbst beschäftigt hat. Der wurde dann interviewt: „Was ist Gesundheit?“ Der hat gesagt: „Wenn man seinen Körper nicht spürt, dann ist man gesund.“ Ich habe erst gedacht, der macht einen Witz, aber der hat das ernst gemeint. Dann ist mir erst klar geworden, dann ist mir nochmal bewusst geworden, dass viele Menschen ihren Körper nur als Quelle von Schmerz empfinden. So viele Menschen entgeht eigentlich diese wunderbare, schöne Erfahrung von einer Tiefenentspannung, wo der Körper sich leicht fühlt, pulsiert, vibriert, und diese Erfahrung nach einer Kobra, wo das Herz so offen ist, wo man so ein Gefühl hat im Brustkorb, als ob man die ganze Welt umarmen will. In einer Vorwärtsbeuge und im Yoga würde man es nicht unbedingt nur Körpergefühl nennen, sondern Energieerfahrung, aber es ist auch irgendwo körperlich lokalisierbar, erfahrbar, so wichtig. Und da würde ich sagen, der heutige Ansatz der Psychologie, gerade mit Imbody-Itself, würde diesem Gesundheitsprofessor ziemlich widersprechen. Körper spricht mit uns, wir sprechen zu dem Körper, durch Spüren des Körpers lernen wir eine ganze Menge. Und so ist dieses Spüren vom Herzen her gut, erst mal sein Herz einfach zu spüren. Und zwar nicht nur, wenn man verliebt ist, nicht nur, wenn man sich Sorgen macht, nicht nur, wenn Ängste da sind, sondern einfach grundlos, sein Herz zu spüren, grundlose Freude, grundlose Liebe. Es ist einfach da als Grundgefühl. Und das führt dann auch zu einem Vertrauen. Und auch das ist Vorbeugend und behandelnd bei Ängsten. Gut, Konzentration auf die Kehlgegend, laut Patanjali, führt zum Aufhören von Gier und Getriebenheit, führt zu Zufriedenheit, auch das ist wieder ein Faktor gegen Angst. Konzentration auf das Intuitions-Chakra führt zu allem Wissen. Und das heißt auch, es ist irgendwo so ein, man kann sagen, Grundvertrauen. Vertrauen ist ja auch eine der Gegenpole zu Ängstlichkeit, Mut ist ein anderer, aber Vertrauen auch. Vertrauen: „Ich habe schon alles Wissen. Alles Wichtige weiß ich. Ich brauche keine Angst zu haben, dass ich nicht weiß, was ist, sondern alles Wichtige weiß ich. Und wenn ich es in dem Moment nicht weiß, dann soll ich es nicht wissen, denn in mir ist alle Intuition.“ Und wer sich regelmäßig darauf konzentriert, hat einen stärkeren Zugang zur Intuition. Das ist das Intuitions-Chakra. Und Konzentration auf die Wirbelsäule führt zu Festigkeit und auch das ist eine gute Sache gegen Ängstlichkeit. Gerade wenn Ängstlichkeit mit dem Ayurveda Dosha Vata zu tun hat, dann ist es gut, sich zu erden, fest zu sein, und Wirbelsäule steht dort für Festigkeit. Und Konzentration auf ein Licht oberhalb des Scheitels führt zu Inspiration und Wahrnehmung einer höheren Wirklichkeit. Und wenn wir uns verbunden fühlen mit einer höheren Wirklichkeit, dann brauchen wir erst recht keine Angst mehr zu haben. Und das kann dann auch zur Erfahrung werden. Es geht gar nicht mal selten Menschen so, wir sagen im Kapalabhati „konzentriere dich auf strahlenden Kopf, Licht nach oben“ und dann hat man plötzlich diese Erfahrung von Leichtigkeit, Ausdehnung. Geschieht vielleicht nicht immer und bei jedem Menschen, aber bei vielen Menschen immer und bei manchen Menschen häufig. Und dann kann man manchmal das Gefühl haben, als ob da wie eine höhere Gegenwart ist, so als ob man irgendwo eine Nähe hat, eine Verbundenheit. Und all das ist etwas, wenn wir Hatha Yoga üben, brauchen wir uns jetzt nicht besonders vorzunehmen, „ich konzentriere mich jetzt auf den Bauch oder das Herz“, sondern das gehört einfach zum Hatha Yoga dazu. Mindestens zum Hatha Yoga, wie wir es hier bei Yoga Vidya lehren. Das fängt an, man konzentriert sich auf den Bauch. Es gibt Asanas, da konzentriert man sich auf das Herz, andere, auf die Kehle, andere, auf die Stirn, und die Wirbelsäule immer wieder. Das ist auch wieder wie eine Art vollständiger Psychohygiene. Also, regelmäßiges Hatha Yoga, sehr zu empfehlen.

 

Das war also der 22. Teil der Mitschnitte der Vortragsreihe: „Angst und Ängste überwinden“. Aus einem Workshop mit Sukadev in der Yoga Vidya Yogaschule München im Herbst 2012. Hier noch ein paar Links: